Garten Freu(n)de



Gut gelaunt stand sie an einem düsteren Dezembermorgen bei mir vor der Haustür. In der einen Hand eine weisse Christrose, in der anderen wie zufällig die Gummistiefel in einer Plastiktüte. So nach dem Motto "Gummistiefel hab ich eigentlich immer dabei"

Ein "blind Date" der besonderen Art. Sie hat mich irgendwie Ausfindig gemacht. Aber wenn ich ehrlich bin, galt das Date ja eigentlich gar nicht mir, sondern unserem Garten. Der sah gerade aus, wie ein Garten im Dezember so aussieht: durchlebt wie mein Spiegelbild nach einer durchzechten Nacht. Das Wetter gab sich auch keine Mühe. Nebelverhangen war's und nasskalt.  Gut, dachte ich mir, wenn sie wirklich eine eingefleischte Gärtnerin ist, wird sie wieder kommen. Die Verwandlung im Frühling wird sie begeistern.

Wir tranken wir Kaffee, beschnupperten uns. Ich war wohl etwas verlegen, und obwohl ich mir Mühe gab, konnte ich meine kulturell bedingte, schweizerischen Zurückhaltung nicht ganz unterdrücken. Zu Glück hatte sie keine Berührungsängste und plauderte frei von der Seele in ihrem wunderschönen, österreichischen Akzent. Wir redeten über Kinder, Gärten und über den langen Atem, der nötig ist, um in der Schweiz ganz heimisch zu werden.

Das Eis brach spätestens als wir gemeinsam in Gummistiefeln im Garten standen. Schon damals habe ich gestaunt wie viele Pflanzen sie mit lateinischen Namen kannte. Ich hingegen litt einmal mehr unter einer Wortfindungsstörung: Der Name der Staude mit den violetten Blüten wollte mir bis zum Schluss nicht einfallen.

Vor einer Woche dufte ich zum ersten mal ihren Garten sehen - und ich durfte ein paar Fotos machen.
Wie schade, denn das Wetter war erst genau so schlecht wie an jenem Dezembermorgen. Es regnete in Strömen.


Ihre Hostas sind mir als erstes aufgefallen. Alle samt, trotz des Schneckenwetters, makellos und gesund.
Der Garten liegt auf ca. 660m Höhe am Hang eines Berges. Das Klima ist rau und windig, und es liegt im Winter oft viel Schnee. Trotzdem hat sie es geschafft mit kleinem Budget einen wunderschönen Garten in einer grossen Vielfalt anzulegen.








 Besonders gut hat mir dieses Beet gefallen: Lavendel, Frauenmantel, rosa Schafgarbe und im Hintergrund der rote Holunder. 



Fackellilien und Stippa tenissima - ein perfektes Paar. 




Nach einiger Zeit kam dann doch noch die Sonne, und mit ihr die atemberaubende Aussicht auf's Tal und auf die Alpen.









Es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein, in ihrem oder in meinem Garten.  Es ist schön, sich auszutauschen, Pflanzen und Wissen zu teilen. 
Ein Hoch auf die Freundschaft, die Schönheit der Dinge und auf s Leben.

Mara-Tiziana 








Kommentare

  1. Hallo Mara,
    was für tolle, stimmungsvolle Gartenbilder und so eine schöne Gärtner-Freundschafts-Geschichte!

    Viele Grüße sus dem Wendland
    Silke

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  2. Soso, du bist das also. Toller Bericht! Ich war zwar noch nicht in diesem Garten, doch wachsen dort Pflanzen aus meinem. Ist doch auch was.
    Dein Bericht ist klasse!

    Sigrun

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    1. Stimmt... das hat Sie mir erzählt. War die Pflanze dabei, auf einem der Fotos?? Wie die Welt doch klein ist. Dich Sigrun würde ich ja auch gerne mal Live treffen...!!!

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    2. Du bist willkommen - melde dich, wenn du in Deutschland bist. Für mich ist die Reise zu weit, Rücken, du weißt.

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  3. Wie schln das ist, eine Gartenfreundin zu haben, kenne ich aus eingener Erfahrung. Meine heisst zudem auch Carmen http://www.garten-gefluester.ch
    Andere im Freundeskreis verstehen oft nicht, wie gerne man sich über Pflanzen austauscht, oder warum es so beglückt, Stecklinge zu tauschen. Aber eine Gartenfreundin versteht und sieht dich nie als durchgeknallt an *kicher* lg Carmen

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