Kitsch oder Kunst




Kitsch, Dekoration , zu viel bling bling.. ... was ist Schönheit, was Dekoration, was Kunst?
Und wie viel davon braucht der Mensch. Warum sind wir Frauen (ja ich weis, auch manche   Männer) so oft besessen von den schönen Dingen?
Meinem Mann ist das Schlichte, Einfache oft sympathischer. Er mag es, die Dinge auf's Wesentliche zu reduzieren.
Randvolle Etageren, chaotische Bastelkeller und zu bunte Blumenbeete, sind da oft nicht so kompatibel.
Nicht, dass er grundsätzlich was dagegen hätte, es löst nur immer wieder Diskussionen bei uns aus.

Englandreise 2012





Die Sehnsucht nach dem Schönen, dem Heilen ist eine doch eine alte Geschichte. Ein bisschen Kaminfeuer, Flauscheteppich und frische Blumen, können doch nicht verwerflich sein. Ein weiches Sofakissen hat doch noch niemandem geschadet (es sei denn, man sieht gerne Tatort)!
Schliesslich leben wir in einer privilegierten Zeit, an einem wunderschönen Ort. Wäre doch schade, wenn wir das nicht auskosten würden. Klar, nicht um jeden Preis.
Aber unser Leben ist heil, auch wenn wir keinen offenen Kamin haben. Das darf doch gesehen und gelebt werden. Und trägt man, oder besser gesagt Frau, doch mit der Liebe zum Detail, auch auch Sorge darum, dass es so bleibt...
Ausserdem pflegt gerade mein Mann gerne zu sagen dass, wer nicht Geniessen kann, schnell ungeniessbar wird.

Die eigene Umgebung mit Liebe schöner machen, das ist doch Wertschätzung an die Menschen die mit einem leben.

Nein, reichen tun sie wahrlich nicht, die schönen Dinge.  Jedenfalls mir nicht. Langfristig geben sie nicht genug Nahrung her. Aber sie versüssen das Leben, mein Leben jedenfalls.

Das Leben in einem Pfarrhaus und auch mein Beruf fordert einiges ab. Oft ist es aufreibend, manchmal brutal und meistens sehr intensiv. Leben und Tot sind hier bei uns Alltag.
Die Wichtigkeit eines Geschenkpapiers wirkt dagegen lächerlich. Ja, vielleicht. Aber ist es gerade deshalb wichtig, weil es eigentlich unwichtig ist? Es bedeutet Alltag, Normalität, lässt einem auf andere Gedanken kommen.

Aber auch ich muss mich immer wieder an der Nase nehmen. Auch die grosse, schöne Blogger-Welt, macht süchtig nach dem Heilen und Schönen...
Hauptsache, die Dinge machen uns nicht zu Sklaven und wir können im richtigen Moment alles liegen lassen, einem Bogen um den schönen Laden machen, um mit dem Kind den Regenwurm aus der Pfütze zu retten, oder den Computer abstellen und ersatzweise wieder einmal eine gute Flasche Wein zu öffnen und gemeinsam den Abend vertrödeln.
Hauptsache wir sind so frei, um im Notfall unser ganzes Zeug in einer grossen Mulde zu versenken, ohne selber dabei Schaden zu nehmen.
Hauptsache wir unterliegen nicht dem Irrtum, unsere Dinge würden uns zu dem machen was wir sind, und durch unsere schönen Dinge seien wir irgendwie individueller.

Hauptsache, wir vergessen nicht, das uns nichts gehören kann.. nichts... irgendwann werden wir alles sein lassen müssen,auch die Menschen die wir lieben, sogar unseren Körper. 
Irgend wann werden wir ganz frei sein. 


Mara-Tiziana













Kommentare

  1. Liebste Mara, danke für diesen so wahren Text.
    Du hast nicht nur meine Seele berührt, du hast mich da erreicht wo ich ganz ich bin.
    Herzenswarme liebevolle Grüße
    Barbara

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  2. Liebe Mara-Tiziana,
    wie oft denke ich ähnlich. Manchmal sehe ich die Dinge, die mir wirklich etwas bedeuten und denke, sie sind eigentlich nichts! Wenn ich Dinge im Haushaltswarenladen erstehe und mich daran erfreue, dann sind das Dinge, die haben einmal einem Menschen gehört, der sie vielleicht auch geliebt hat, aber sie wurden weggegeben. Sie bedeuteten einem anderen nämlich nichts, als er nicht mehr da war.
    Dort, wo wir Zuhause sind, es sich schön zu machen, ist bestimmt nicht falsch. Aber man sollte sich davor hüten, andere nach dem was sie haben zu bewerten. Manchmal stelle ich mich vorne an die Straße und schaue unser Zuhause und den Garten an und freue mich. Aber es stimmt schon, wenn man zum Sklaven des Besitzes wird oder sich nur noch dadurch wertvoll fühlt, dann ist man arm!
    Ganz erschreckend finde ich diese Bewegung auch bei den Kindern. Mein Sohn stand letztens an der Bushaltestelle zur Schule als der der Müllwagen vorbei fuhr. Er bekam mit, daß einige Kinder den Mann, der dort auf dem Tritt stand, ausgelacht haben mit Worten *Was für ein armseliger Job!* Ich war entsetzt und ich habe mit meinem Sohn lange darüber geredet. Ich hoffe, der Mann ist glücklicher als die Eltern dieser Kinder, die ihnen so etwas vorleben!!
    Ich schweife wieder ab... aber diese Dinge wühlen mich immer sehr auf.
    Ich wünsche Dir eine schöne, neue Woche und schicke liebe Grüße, Elke

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  3. Ich meinte nicht den Haushaltswarenladen, sondern den Laden, in dem man Dinge aus Haushaltsauflösungen bekommt. Sorry!

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  4. Liebe Mara Tiziana
    Ein sehr schöner Post und so wahr! Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich kein Sklave von all den tagtäglichen Versuchungen bin ;o). Aber heute versuche ich es noch einmal und bitte dich ganz herzlich, mir deine Adresse über mein Kontaktformular zu senden. Du hast vor einiger Zeit bei mir gewonnen und ich habe noch keine Adresse von dir. Wärst du so lieb?
    Herzlichst
    Nadja

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  5. Ein wundervoller Post!
    Liebe Grüße,
    Markus

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  6. Liebe Mara-Tiziana,
    ein aufrüttelnder, ehrlicher und herrlich erdender Beitrag!
    DANKE für diese wunderbaren Worte der Besinnung....
    Wunderbar, dass es unter den oberflächlichen Bloggern mit all der Perfektion und oberflächlichen Dekowünschen usw auch tiefgründige Aussagen gibt, die nicht nur das "haben wollen" und "neid" und "Perfektion" fördern, sondern Worte, die das Herz erreichen, Wärme und Antrieb geben.
    DANKE :-)
    Liebe GRüße,
    Tina

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  7. Liebe Mara-Tiziana,
    dein Post hat mich tief berührt und nachdenklich gemacht. So schön könnte ich das niemals in Worte fassen, ich bin nicht die große Schreiberin, aber lesen und fühlen kann ich. Da werde ich heute noch oft daran denken, danke.
    Liebe Grüße, Rafaela

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  8. Liebe Mara-Tiziana,
    dein Text hat mich auch sehr berührt! Ich arbeite in der sozialen Altenhilfe und ich kenne das, die Arbeit ist oft sehr intensiv, sie kann brutal sein, Leben und Tod sehr nahe beieinander liegend, wie du beschreibst. Ich verliere mich dann auch gerne in schöne Dinge, man darf wieder durchatmen, auf andere Gedanken kommen, sich wohl fühlen. Genießen. Viele meiner Senioren sagen, nun habe ich das ganze Leben gearbeitet und jetzt bin ich alt und hätte Zeit, mir mal was zu gönnen, aber nun bin krank, kann nicht mehr weg, muss meinen Mann pflegen etc. Ich bin sehr dankbar, dass meine Kunden mir immer wieder vor Augen führen, wie wichtig es ist, das Leben im Jetzt zu genießen, sich im Jetzt was zu gönnen. Und auch, wenn der Gatte manchmal mault, wenn er über das 100. Tomatentöpfchen stolpert... es ist für mich, mir tut es gut, er hat auch seine Dinge, die ihm gut tun.
    "Irgendwann werden wir ganz frei sein"- was für ein wundervoller Gedanke.
    Ganz viele liebe Grüße sendet
    Bianca

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